Die Bundessortenversuche sind kein zeitlich begrenztes Projekt.

Sie ergeben sich aus der gemeinsamen Arbeit von Züchtern, Versuchsstationen und Praxispartnern, aus dem Arbeitskreis obstbauliche Leistungsprüfung heraus.

Hintergründe und Ziele

Es kommen regelmäßig neue Sorten und Unterlagen auf den Markt, auch erscheinen andere Arten wie z.B. Kiwibeeren oder Haskap als anbauwürdig. Da Aussagen von Versuchen von nur einem Standort nur eingeschränkt aussagekräftig oder aber auch nicht auf andere Standorte übertragbar sind, weil z.B. die klimatischen Bedingungen oder der Boden völlig anders sind, sind bundesweite Versuche notwendig.

Der Arbeitskreis obstbauliche Leistungsprüfungen ist ein bundesweites Gremium zur Koordination obstbaulicher Versuche und führt Gemeinschaftsversuche zur Prüfung verschiedener Arten und Unterlagen sowie Anbaumethoden durch. Die Anbaueignung wird dazu an verschiedenen ökologischen Standorten geprüft. Teilnehmer sind u.a. obstbauliche Versuchsstationen aus ganz Deutschland, Hochschulen oder auch das JKI oder Bundessortenamt.

Sortenversuche in der Obstbau-Versuchsstation in Müncheberg


Bundesversuch Birnenunterlagen
Birnen werden in der Regel auf Quittenunterlagen veredelt, da diese einen schwachen Wuchs induzieren. Die etablierten, arteigenen Unterlagen hingegen sind zu starkwuchsinduzierend und so können keine kleinen, hochproduktiven Bäume als Spindel erzogen werden. Nachteile der Quittenunterlagen sind u.a. eine nur begrenzte Winterhärte, Inkompatibilitäten zwischen Unterlage und Edelsorte, die eine Zwischenveredelung nötig machen, Anfälligkeiten für Chlorosen auf stark kalkhaltigen Böden und Empfindlichkeiten gegen Staunässe und Trockenheit. In diesem Versuch wurden neue, potentielle Birnenunterlagen gegen die etablierten Quittenunterlagen getestet.

Bundesversuch Süßkirschenunterlagen
In diesem Versuch werden Klone vom JKI Dresden im Vergleich zur Unterlage Gisela 5 mit den Sorten Aria und Regina untersucht. Das Ziel ist es, eine Unterlage zu finden, die im Wuchs etwas stärker ist als Gisela 5, die gut verzweigt, einen sehr guten Fruchtbehang mit guter Fruchtgröße liefert, dazu standfest ist und kaum Wurzelschosser ausbildet. Die Bäume wurden im Frühjahr 2024 gepflanzt.

EUFRIN-Unterlagen Süßkirsche
In diesem Versuche werden Unterlagen aus den USA im Vergleich zur Unterlage Gisela 5 mit den Sorten Aria und Regina untersucht. Ziel hier ist es, eine Unterlage zu finden, die im Wuchs etwas schwächer als Gisela 5 ist, dabei aber einen besseren Fruchtansatz bei gleichzeitig guter Fruchtgröße aufweist. Die Bäume wurden im Frühjahr 2024 gepflanzt.

Sortensichtung Süßkirsche
In diesem Versuch werden 9 Klone vom JKI Dresden auf ihre Anbaueignung getestet. Ziel ist es, Alternativen und Ergänzungen zu den bisherigen Sorten zu finden. Anforderung sind neben einem guten Geschmack und optischen attraktiven Früchten einer hocher Fruchtbehang mit gute Fruchtgrößen (möglichst hoher Anteil an Früchten >28 mm) und einer hohen Festigkeit.

Gemeinschaftsversuchs „Robuste Apfelsorten“
Hierzu werden an der OBVS Müncheberg sowie an 7 weiteren Standorten im Herbst 2024 6 Sorten und im Herbst 2025 2 weitere Sorten mit unterschiedlicher Schorfresistenz aufgepflanzt. Ziel dieses Versuches ist die Entwicklung und Prüfung eines Testmodus zur Beurteilung der Robustheit von Apfelsorten. Schwerpunkt der Testung ist die Widerstandsfähigkeit gegen Apfelschorf und Apfelmehltau. Versuchsvarianten sind die Kontrolle mit standortspezifischem Pflanzenschutzprogramm und eine Variante ohne Fungizidapplikationen.

Als Parameter werden dabei u.a. untersucht:

  • vegetatives Wachstum (Stammdurchmesser, Triebwachstum, Kronenvolumen)
  • Ertrag, Fruchtgrößenverteilung, Einzelfruchtgewicht, Fruchtdurchmesser, Fruchtqualität, Deckfarbe
  • Bonituren/Zählungen von Blatt- und Fruchtschorf, Mehltau